Laut, wild, unberechenbar: Benni! Die Neunjährige treibt ihre Mitmenschen zur Verzweiflung. Dabei will sie nur eines: wieder zurück nach Hause!
Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal, wo Benni hinkommt, sie fliegt sofort wieder raus. Die wilde Neunjährige ist das, was man im Jugendamt einen „Systemsprenger“ nennt. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei ihrer Mutter wohnen! Doch Bianca hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien.
Im Wettbewerb der 69. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2019 feierte SYSTEMSPRENGER eine fulminante Premiere. Die Regisseurin Nora Fingscheidt überzeugte die Jury und durfte sich für ihr intensives und gefühlvolles Spielfilmdebüt über den Silbernen Bären Alfred-Bauer-Preis sowie über den Publikumspreis der Leserjury der Berliner Morgenpost freuen.
Das großartige Ensemble begeistert – allen voran Helena Zengel, die mit körperlicher Wucht Bennis expressiver Wut ein zartes Gesicht verleiht, Lisa Hagmeister als Mutter, die Überforderung und Gebrochenheit eindrücklich verkörpert. Albrecht Schuch ist als Betreuer Micha der perfekte Gegenpol zu Benni. Gabriela Maria Schmeide überzeugt realitätsnah als Mitarbeiterin des Jugendamts, die alles Mögliche unternimmt, um Benni im Rahmen des Systems zu helfen. Einem System, das an diesem Anspruch scheitert und durch Kinder wie Benni „gesprengt“ wird.
SYSTEMSPRENGER ist seit der Berlinale auf zahlreichen Festivals gelaufen und mehrfach ausgezeichnet worden, darunter beim 23. Sofia International Film Festival mit dem Preis für die Beste Regie, beim Molodist – 47. Internationales Filmfestival Kiew mit dem Preis der Ökumenischen Jury sowie beim 29. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern mit vier Preisen und beim 30. Internationalen Filmfest Emden-Norderney mit zwei Preisen.
Der Film
auf DVD, Blu-ray & Digital
Regisseurin
Nora Fingscheidt
„Wie soll ein Kind, dessen einzige Kontinuität der Wechsel ist, irgendwo Halt finden?“
Buch & Regie
Mich faszinieren Kinder, die nicht zu bändigen sind und die vor Lebensenergie nur so strotzen. Kinder, die mit voller Wucht unsere Vorstellung von einem liebenswerten und „systemkonformen“ Kind erschüttern. Als wir vor sechs Jahren einen Dokumentarfilm über ein Heim für wohnungslose Frauen in Stuttgart drehten, hörte ich zum ersten Mal den inoffiziellen, aber in der Jugendhilfe gängigen Begriff „Systemsprenger“. Denn die Bewohnerin, die an diesem Tag einzog, war erst 14 Jahre alt. Keine Institution der Jugendhilfe wollte sie mehr aufnehmen.
Es folgte eine lange Zeit der Recherche und des Schreibens, ein Prozess, der mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen brachte - und doch persönlich bereicherte. „Systemsprenger“ sind Kinder mit unglaublicher Kraft und Ausdauer. Aber sie sind tragische Figuren, weil sie so früh schon Schlimmes erleben müssen und ihre Chancen für die Zukunft aufs Spiel setzen. Wie viel Energie braucht jemand, um pädagogisch ausgebildete Erwachsene immer wieder in die Verzweiflung zu treiben? Was, wenn es möglich wäre, diese Energie konstruktiv umzuleiten? Und was ist das eigentlich für ein „System“, das am Ende ja auch aus Menschen besteht, die helfen wollen, aber immer wieder vor Hindernisse gestellt werden?
Nicht selten begegnet die restliche Gesellschaft den „Systemsprengern“ erst später, wenn sie im schlimmsten Fall als junge Erwachsene gewalttätig werden. Dann werden sie schnell als „Täter“ verurteilt. Allerdings bringt uns die Grenze, die wir zwischen Tätern und Opfern so gerne ziehen, nicht weiter. Jedenfalls nicht, wenn wir den Kindern helfen wollen.
Wir haben diesen Film gemacht, um Verständnis für Kinder wie Benni zu wecken. Der Strudel aus Wohnorten, der dauerhafte Wechsel von Bezugspersonen. Wie soll ein Kind, dessen einzige Kontinuität der Wechsel ist, irgendwo Halt finden? Gleichzeitig reißt Benni uns mit in die wilde und fantasievolle Welt eines Kindes, das um die Liebe seiner Mutter kämpft. Der Film soll trotz aller Tragik Bennis Lebensenergie widerspiegeln, ihren Humor und ihre Sehnsucht, und dabei im besten Fall ein mit allen Sinnen spürbares Kinoerlebnis schaffen. Bennis Verhalten mag schockieren, doch die Zuschauer sollen sie lieben und um sie fürchten. Gewalt von Kindern ist ein Hilfeschrei. Immer.
Biographie
Nora Fingscheidt wurde 1983 in Braunschweig geboren. Sie verbrachte ihre Schulzeit in Deutschland und Argentinien. Ab 2003 lebte sie in Berlin und engagierte sich beim Aufbau und im Vorstand der selbst organisierten Filmschule filmArche. Sie war aktiv im europäischen Jugendfilmnetzwerk NISI MASA und verantwortlich für die Ausführung mehrerer internationaler Jugendfilm-projekte. Parallel absolvierte sie eine Ausbildung zum Schauspielcoach bei Sigrid Andersson (Die Tankstelle) und sammelte Set-Erfahrung als Regiepraktikantin bei dem Kinofilm GOETHE!.
Von 2008 bis 2017 studierte Nora Fingscheidt Szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit ihrem Zweitjahresfilm SYNKOPE wurde sie für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Nach einem Austausch mit der UCLA in Los Angeles drehte sie dort ein Jahr später den Kurzdokumentarfilm BOULEVARD’S END, der u.a. beim New Directors / New Films Festival im MoMA gezeigt wurde. Seitdem arbeitet Nora fiktional und dokumentarisch. Ihr Studium beendete sie mit dem in Argentinien gedrehten abendfüllenden Dokumentarfilm OHNE DIESE WELT über die streng konservative Glaubensgemeinschaft der Altkolonier-Mennoniten und ihre Abschottung von der modernen Welt. Der Film wurde 2017 u.a. mit dem Max-Ophüls-Preis und dem First Steps Award ausgezeichnet und lief in der Schweiz im Kino.
SYSTEMSPRENGER ist Nora Fingscheidts erster Langspielfilm. Das Drehbuch schrieb sie nach langer Recherche über einen Zeitraum von fünf Jahren und wurde dafür mit dem Emder Drehbuchpreis 2016, dem Berlinale Kompagnon-Förderpreis und dem Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis 2017 ausgezeichnet. Nora Fingscheidt lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Cast & Crew
Cast
Benni - Helena Zengel mehr InfosMichael Heller - Albrecht Schuch mehr Infos
Frau Bafané - Gabriela Maria Schmeide mehr Infos
Bianca Klaaß - Lisa Hagmeister mehr Infos
Erzieher Robert - Tedros Teclebrhan mehr Infos
Dr. Schönemann - Melanie Straub
Pflegemutter Silvia - Victoria Trauttmansdorff
Elli Heller - Maryam Zaree
Jens - Roland Bonjour
Heimleiterin Redekamp - Barbara Philipp
Lehrerin - Gisa Flake
Bauer Bockelman - Axel Werner
Verkäuferin - Hanife Sylejmani
Nette Autofahrerin - Steffi Kühnert
Imbissverkäuferin - Bärbel Schwarz
Krankenpfleger Peter - Til Butterbach
Junge Krankenschwester - Julia Becker
Erzieher Fabio - Peter Schneider
Janina - Stella Brückner
Leo Klaaß - Bruno Thiel
Alicia Klaaß - Ida Goetzev
Junge mit Cap - Gennaro Trama
Justin - Cederic Mardon
Junge mit Steuerung - Noah Lakmes
Marco - Jannes Kupsch
Moritz - Moritz Thiel
Mitschülerin Natascha - Mathilda Florczyk
Mitschülerin Anna - Marie von der Groeben
Mitschülerin Jesse - Helena Gutscha
Erzieher Wolfgang - Matthias Brenner
Erzieherin Mona - Amelle Schwerk
Erzieherin Kati - Fine Belger
Erzieher Marc - Asad Schwarz
Erzieherin Saskia - Jana Julia Roth
Praktikant - Louis von Klipstein
Luftsicherheitsassistentin - Samantha Hanses
Crew
Regisseurin/Autorin - Nora FingscheidtProduzenten - Peter Hartwig, Jonas Weydemann, Jakob D. Weydemann
Ko-Produzentin - Frauke Kolbmüller
Redaktion - Burkhard Althoff
1. Aufnahmeleitung - Jana Lotze
Produktionsassistenz - Chantal Witzmann
Motiv-AL - Elenya Bannert
Set-AL - Stella Flicker
Set-AL Assistenz - Selina Wepf
Produktionsfahrerin - Julia Ritschel
Produktionspraktikantin - Magdalena Schippmann
Filmgeschäftsführung - Antje Müller
Locations - Karin Verbeek
Regieassistenz - Tina Rexilius, Shirin Hartmann
2. Regieassistenz/Script-Continuity - Salka Poeschel Garcia-Courtoy
Casting - Lisa Stutzky, Jacqueline Rietz
Kinderbetreuung - Talin Seigmann
Kinderbetreuung - Caroline Hellwig
Nachhilfelehrerin - Angelika Ritschel
Komparsen - Agentur Filmgesichter - Johanna Ragwitz
Stuntkoordination - Martin Goeres
Kameramann - Yunus Roy Imer
1. Kamera-Assistenz - Torben Maede
2. Kamera-Assistenz - Jakob Fahr
Kamerabühne - Julius Kniffki
Data Wrangler - Patrick Locher
Oberbeleuchter - Chris Sälzer
Beleuchter - Lasse Kudlek
Standfotograf - Philip Leutert
Ton - Corinna Zink, Jonathan Schorr
Tonassistenz - Martin Gerigk
Szenenbildnerin - Marie-Luise Balzer
Szenenbild-Assistenz - Samantha Hanses
Innenrequisite/Setdresser - Marie-Charlotte Elbers
Fahrer/Bau - Eike Kiesel, Lukas Stahl
Baubühne - Frederic Schertenleib, Wolfgang Sommer
Tieragentur - Tierpalast Filmtierzentrum, Elke Schwaiger & Harley
Kostümbild - Ulé Barcelos
Kostümassistenz/Garderobe - Angela Queins
Maskenbildnerin - Kitty Kratschke
Postproduction Supervisor - Niklaas Warda
Montage - Stephan Bechinger, Julia Kovalenko
Drehbegleitende Editoren - Linda Bosch
Musik - John Gürtler
Mischtonmeister - Gregor Bonse
Sounddesign - Dominik Leube, Oscar Stiebitz
Foleys - Luis Schöffend
Verleih - Port au Prince Pictures GmbH
Marketingagentur - Jetzt&Morgen GbR
Presseagentur - Media Office
Weltvertrieb - Beta Cinema
Gefördert von - Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Deutscher Filmförderfonds, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Medienboard Berlin-Brandenburg, nordmedia, Kuratorium junger deutscher Film
Cast & Crew
Helena Zengel
Helena Zengel wurde 2008 in Berlin geboren. Trotz ihrer jungen Jahre hat sie bereits in diversen Filmen mitgespielt, darunter die Hauptrolle im Drama DIE TOCHTER von Mascha Schilinski, der 2018 auf der Berlinale lief, im preisgekrönten Kurzfilm ROUTE B96 von Simon Ostermann, in LOOPING von Leonie Krippendorf und in BABY BICHKA von Anna Maria Roznovska.
Zu sehen war die Pferdenärrin außerdem unter anderem in den ZDF-Produktionen „Die Spezialisten – Dieser Weg“ von Gero Weinreuter, „Es wird Tote geben“ von Lars Becker sowie im „Spreewaldkrimi – Mörderische Hitze“ von Kai Wessel. In SYSTEMSPRENGER spielt die energiegeladene Helena Zengel die Hauptrolle – die wilde Benni.
2019 SYSTEMSPRENGER, Regie: Nora Fingscheidt
2017 DIE TOCHTER, Regie: Mascha Schilinski
2015 ROUTE B96, Regie: Simon Ostermann
2015 LOOPING, Regie: Leonie Krippendorf
Cast & Crew
Albrecht Schuch
Albrecht Schuch, geboren 1985 in Jena, besuchte von 2006 bis 2010 die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Seit 2001 hat er auf verschiedenen Theaterbühnen gestanden, unter anderem in Jena, Leipzig, Wien und Berlin. Ab 2002 folgten Kino- und Fernsehproduktionen, darunter „Polizeiruf 110“- und „Tatort“-Episoden. 2010 spielte Albrecht Schuch Harry Klein in der Romanverfilmung „Neue Vahr Süd“ von Hermine Huntgeburth. Für diese Rolle wurde er als Ensemblemitglied 2010 mit dem Deutschen Comedypreis für die Beste TV-Komödie ausgezeichnet. Im Jahr darauf stand er als Alexander von Humboldt in der Bestselleradaption DIE VERMESSUNG DER WELT von Detlev Buck vor der Kamera. Weitere Rollen spielte er unter anderem in WESTWIND von Robert Thalheim, in der Ken-Follett-Verfilmung DIE PFEILER DER MACHT und in einem Teil der preisgekrönten Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“ von Christian Schwochow. Für die Darstellung eines Rechtsterroristen erhielt der Schauspieler den Grimme-Preis.
2016 verkörperte Albrecht Schuch in Christian Schwochows Biopic PAULA den Landschaftsmaler Otto Modersohn. Zu den Kino- und TV-Produktionen, in denen Albrecht Schuch mitspielte, gehören unter anderem Simon Ostermanns preisgekrönter Kurzfilm ROUTE B96 und die fürs Fernsehen entstandene Romanadaption „Kruso“. 2018 erhielt Albrecht Schuch den Deutschen Schauspielerpreis als Bester Nebendarsteller in Kilian Riedhoffs ARD-Geiseldrama „Gladbeck“ sowie den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen als Bester Schauspieler in einer Nebenrolle für die erfolgreiche ZDF-Serie „Bad Banks“. 2019 geht der Preisregen weiter: Albrecht Schuch erhielt für seine Leistungen in „Gladbeck“ und „Kruso“ den Deutschen Fernsehpreis als „Bester Schauspieler“ und die „Goldene Kamera“. Aktuelle Projekte von Albrecht Schuch sind: die Neuverfilmung BERLIN ALEXANDERPLATZ (Kinostart in 2019), die Kino-Produktionen SYSTEMSPRENGER und ATLAS.
2019 SYSTEMSPRENGER, Regie: Nora Fingscheidt
2019 BERLIN ALEXANDERPLATZ, Regie: Burhan Qurbani
2019 ATLAS, Regie: David Nawrath
2018 Bad Banks, Regie: Christian Schwochow
2018 Gladbeck, Regie: Kilian Riedhoff
2018 Kruso, Regie: Thomas Stuber
2016 PAULA, Regie: Christian Schwochow
Cast & Crew
Gabriela Maria Schmeide
Gabriela Maria Schmeide wurde 1965 in Bautzen geboren. Nach einer Ausbildung als Sängerin und Violinistin studierte sie von 1987 bis 1991 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Kurz darauf erhielt sie den Förderpreis der Akademie der Künste. Nach dem Studium ging sie zunächst ans Berliner Ensemble. 1992 wurde sie von der Zeitschrift „Theater heute“ zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres gewählt. 1994 zog Gabriela Maria Schmeide nach Bremen, wo sie bis 2009 erst fest und dann frei im Ensemble des Theaters Bremen spielte. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist sie festes Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg. Spätestens seit ihrer Titelrolle in Andreas Dresens Film DIE POLIZISTIN, für die sie den Grimme-Preis erhielt, hat sie sich auch im Kino und im Fernsehen etabliert. In Dresens HALBE TREPPE, „Der Aufstand“ von Hans-Christoph Blumenberg, DAS WEISSE BAND von Michael Haneke, DIE FRISEUSE von Doris Dörrie, FRAU MÜLLER MUSS WEG! von Sönke Wortmann, IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS von Matti Geschonneck sowie in vielen weiteren Film- und Fernsehproduktionen wirkte sie mit.
2019 SYSTEMSPRENGER, Regie: Nora Fingscheidt
2019 DIE REGENTRUDE, Regie: Klaus Knösel
2017 IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS, Regie: Matti Geschonneck
2015 FRAU MÜLLER MUSS WEG!, Regie: Sönke Wortmann
2010 DIE FRISEUSE, Regie: Doris Dörrie
2009 DAS WEISSE BAND, Regie: Michael Haneke
2008 Patchwork, Regie: Franziska Buch
2005 Dresden, Regie: Roland Suso Richter
2002 HALBE TREPPE, Regie: Andreas Dresen
2000 DIE POLIZISTIN, Regie: Andreas Dresen
Cast & Crew
Lisa Hagmeister
Lisa Hagmeister, geboren 1979 in Berlin, studierte an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Ihr erstes Theaterengagement führte sie ans Düsseldorfer Schauspielhaus, anschließend wechselte sie ans Thalia Theater Hamburg, wo sie nach wie vor auf der Bühne steht. Seit 2007 hat sie in etlichen Filmproduktionen mitgewirkt, darunter in mehreren „Tatort“-Episoden sowie im Terrordrama „Der verlorene Sohn“ von Nina Grosse. 2007 wurde die Schauspielerin für ihre Darstellung einer jungen Mutter im „Tatort – Der frühe Abschied“ von Lars Kraume mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. 2008 bekam sie den Boy-Gobert-Preis der Körber Stiftung. 2015 erhielt der TV-Film „Männertreu“ von Hermine Huntgeburth, in dem Lisa Hagmeister an der Seite von Suzanne von Borsody und Matthias Brandt spielt, den Grimme-Preis. Für ihre herausragende Darstellung der Selma in Bastian Krafts Theaterstück „Dancer in the Dark“ wurde Lisa Hagmeister 2018 mit dem Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares geehrt. Zuletzt spielte sie im mehrfach preisgekrönten Kinofilm ALLES IST GUT von Eva Trobisch.
2019 SYSTEMSPRENGER, Regie: Nora Fingscheidt
2019 Isi & Ossi, Regie: Oliver Kienle
2018 ALLES IST GUT, Regie: Eva Trobisch
2014 Männertreu, Regie: Hermine Huntgeburth
2013 MEINE SCHWESTERN, Regie: Lars Kraume
2010 DIE KOMMENDEN TAGE, Regie: Lars Kraume
Cast & Crew
Tedros Teclebrhan
Tedros "Teddy" Teclebrhan wurde 1983 in Asmara, Eritrea, geboren. Er wuchs in Mössingen auf und besuchte nach seinem Zivildienst die internationale Schauspielakademie CreArte in Stuttgart, die er 2008 abschloss. Seine ersten Fernsehrollen übernahm Teclebrhan 2009.
Große Aufmerksamkeit erlangte Teclebrhan Mitte Mai 2011 mit dem YouTube-Video Umfrage zum Integrationstest (was nicht gesendet wurde), mit mittlerweile über 37 Millionen Klicks. Es folgten div. TV-Auftritte unter anderem bei TV TOTAL. Ab 2012 tourte er mit seinem ersten Bühnenprogramm Teddy Show – Was labersch Du…?! durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Aufgrund des großen Erfolgs und ausverkaufter Hallen wurde die Tour bis 2015 verlängert. Ab Oktober 2019 geht er mit seinem inzwischen dritten Bühnenprogramm auf Tour.
Doch auch als Schauspieler konnte Tedros Teclebrhan bislang große Erfolge erzielen: Nach mehreren Kurzfilmen, seinen Auftritten in Serienformaten wie Laible und Frisch, Komissar Stolberg oder Nachtschicht sowie seinen Rollen in Spielfilmen wie Unter Feinden oder HALBE BRÜDER erfreut sich der Schauspieler Tedros Teclebrhan inzwischen eines nicht minder großen Renommees als der Comedian Teddy.
2019 SYSTEMSPRENGER, Regie: Nora Fingscheidt
2015 HALBE BRÜDER, Regie: Christian Alvart
2014 DIE MAMBA, Regie: Ali Samadi Ahadi
2013 Unter Feinden, Regie: Lars Becker
2009-2010 Laible und Frisch, Regie: Diverse
Zwischen Kunst und Realität
Wenn selbst das Echo nicht mehr antwortet...
Ich hatte in den letzten fast sechs Jahren die große Ehre und das Vergnügen, die Entwicklung und Entstehung dieses Filmes von der Frage „Wäre das ein Thema für einen Film“ über die verschiedenen Drehbuchfassungen bis zu den Dreharbeiten immer wieder begleiten zu dürfen. Von mir, so hieß es, könnten auf Grund meiner praktischen Erfahrung in der Jugendhilfe, aber auch auf Grund meiner Forschungsarbeiten, die an diesem Projekt Beteiligten vieles lernen… Die Frage, wie dieses komplexe Thema im Rahmen eines Kunstwerkes – und das ist dieser Film ohne jeden Zweifel – darstellbar sei, hat mich jedoch im Erleben mehr zu einem Lernenden gemacht als zu einem Berater. Voller Spannung durfte ich erleben, wie einerseits die Ernsthaftigkeit und das gesellschaftliche Drama, das sich hinter diesem Titel verbirgt, deutlich und realitätsnah bestehen blieben. Und andererseits entstand ein Film, dessen Handlung auch für Menschen, die mit diesem Thema noch nie in Berührung gekommen waren, nachvollziehbar und ansprechend wirkt. Resümierend bleibt dabei aber doch die „fachliche“ Frage: Wie realistisch ist dieser Film?
Beim ersten Mal, als ich SYSTEMSPRENGER sah, fiel mir gleich eine Frage ein: Müsste zu Zeiten gender-gerechter Sprache der Film nicht konsequenterweise „Systemsprengerin“ heißen? Die Antwort wurde mir schnell klar: Auf keinen Fall! Denn es geht hier nicht einfach nur um Benni, sondern der Terminus muss im Plural gedacht werden – angewendet auf alle Akteure des Filmes gleichermaßen. Denn – so lehre ich das im Rahmen von pädagogischen Diagnostikseminaren seit Jahren – Benni ist kein Fall, sondern ein Kind. Der Fall ist die Gesamtheit an Dingen, die sich mit, um und für Benni ereignen – inklusive überforderter Helfer, zu hoher Fallzahlen in den Jugendämtern, Kommunikationsrituale und -Spielregeln zwischen Schule, Psychiatrie und Jugendhilfe, Personalnot in den Einrichtungen etc. Insofern zeigt sich hier das Fingerspitzengefühl der Regisseurin: Benni ist nicht einfach „die Systemsprengerin“, sondern es wird ein komplexer Vorgang beschrieben, wie es ihn zum Glück nicht so häufig, aber doch immer wieder gibt.
Verschiedene Untersuchungen im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe wie auch der Sozial-Psychiatrie haben gezeigt, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, denen im Rahmen der bestehenden Hilfesysteme offenbar kaum geholfen werden kann. Sie wandern von Maßnahme zu Maßnahme, kommen immer wieder von Psychiatrie zu Inobhutnahmestelle, in eine neue Pflegefamilie oder in ein neues Heim. Die Ambivalenzen der überforderten, ängstlichen, im Grunde aber doch liebevollen Mutter sind in diesen „Fallverläufen“ ebenfalls ein typisches Muster. Diese Dynamiken, die in der Fachwelt oft mit dem hilflosen Begriff des „Systemsprengers“ (dabei handelt es sich nicht um einen Fachbegriff, siehe mein YouTube-Beitrag: „Systemsprenger – Versuch einer Definition“) benannt werden, hat der Film auf absolut reale Weise eingefangen. Es gibt sie, die „Bennis“, die hilflos durch das Helfersystem zu irren scheinen und dabei, zwischen ihrer Angst und ihren eigenen Machtphantasien gefangen, hilflose Helfer zurücklassen. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ihr Anteil innerhalb der stationären Jugendhilfe (Heimerziehung) in etwa bei fünf Prozent liegt, vielleicht sind es auch sieben. Also eigentlich eine kleine Gruppe - da diese aber hoch dynamisch unterwegs ist, beschäftigt sie das System extrem.
Die nächste Frage: Sind das tatsächlich Kinder wie Benni? Eine Untersuchung, die ich vor einigen Jahren an der Universität Oldenburg geleitet habe, zeigte: Ja, es gibt auch Kinder, die im Alter von unter zehn Jahren schon überall rausfliegen und auf dieser „Reise“ sind. Prototypisch ist das aber nicht (etwas vier Prozent aller „Systemsprenger“ sind jünger als zehn Jahre). Der größte Teil, der von diesem Phänomen betroffenen Kinder und Jugendlichen, ist älter als dreizehn Jahre, die Phänomene der gewaltsamen Impulsdurchbrüche und des Weglaufens sind dabei aber prototypisch (zusammen mit Drogenkonsum, Selbstverletzungen und Zündeleien).
Besonders sorgsam ging die Regisseurin bei der Auswahl der einzelnen Szenen vor. In ihrer akribischen Recherchearbeit sammelte sie so viel Material aus eigenen Erlebnissen und Erzählungen von Pädagogen und Pädagoginnen, dass fast jede einzelne Szene sich irgendwo in Deutschland genau so abgespielt hat. Die Reflexion dieser Ereignisse, so dass ein in sich stringenter Charakter „Benni“ entsteht, hat dabei riesige Freude bereitet.
Natürlich steht die Frage nach der Realität auch bezüglich der Erziehungsmaßnahme „drei Wochen Wald“. In ungewöhnlichen Fallverläufen greift die Pädagogik in der Tat auch zu ungewöhnlichen Mitteln – und somit ist dies sicherlich wiederum eine absolute Ausnahme, aber keineswegs undenkbar, dass auch eine solche „Maßnahme“ in Erwägung gezogen wird. Erlebnispädagogische Projekte gibt es mittlerweile viele, und fast alle entstanden aus dem spontanen Entschluss, einfach mal was auszuprobieren.
Auch die Spaltung des Helfersystems in einerseits überfordert-genervte Menschen, die immer darauf pochen, „das sei so nicht ihre Aufgabe“ und den engagierten „Rettern“, die letztlich damit überfordert sind, die Grenzen zwischen ihren Emotionen und ihrer Fachlichkeit, die nicht ohne Emotionen auskommt, aber auch nicht von diesen überrannt werden darf, zu wahren, ist etwas, das ich als Berater intensivpädagogischer Einrichtungen seit Jahren bestens kenne. Dass dabei auch Grenzüberschreitungen bis ins Private hinein geschehen, ist absolut keine Seltenheit.
Als wunderschön empfinde ich die Symbolsprache des Filmes. So wird eine verschwommene Drehtür am Beginn der Flughafen-Szene gezeigt – in der Tat wird der Prozess, dem Benni zwischen Heimen, Pflegefamilien, Inobhutnahmen und Psychiatrien ausgesetzt wird, als „Drehtüreffekt“ bezeichnet. Und die Auslandsmaßnahme ist eben die nächste Stufe der Eskalation – auch wenn diese Maßnahmen oft sehr hilfreich sind, wenn sie gut arrangiert werden.
Auch die drei möglichen Film-Enden, nach dem Benni weggelaufen ist, stellen die Ambivalenz ihres Lebens, ihrer Sehnsüchte und ihrer Ängste beeindruckend und künstlerisch dar: Das Verstecken in der Hundehütte des eigentlich angstbesetzten Wachhundes, die Geborgenheit in den Armen Michas und die nüchterne Lagerung auf der Krankenwagenpritsche zeigen, dass solche Situationen in der Realität eben kein eindeutiges, „wahres“ Ende haben können. Dies muss der Zuschauer – Profi oder nicht – aushalten lernen.
Meine persönliche Lieblingsszene ist die Szene im Wald, wo Micha Benni zeigen möchte, was ein Echo ist. Voller Verzweiflung brüllt sie ihr „Mama“ ins Tal, aber nicht einmal das Echo antwortet ihr. Besser lässt sich die Gefühlswelt dieser Kinder, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte, nicht darstellen. Natürlich enthält der Film auch Vereinfachungen und Reduktionen, an denen sich nachweisen ließe, das gewisse Darstellungen unrealistisch seien. SYTEMSPRENGER ist kein Dokumentarfilm, sondern eine fiktionale Filmerzählung.
So wird die Vielzahl der Menschen, die im realen Leben hier beteiligt wären, reduziert: pro Heim maximal zwei Erzieher, immer dieselbe Ärztin… Auch werden alle Akteure in diesem Film als durchweg engagiert und an ernsthafter Kooperation interessiert dargestellt – eine Stärke des Films, ohne Schuldzuweisungen und simple Erklärungen auszukommen! Aber leider gelingt dies in der Realität nicht immer so einfach. Wenn jedes Kind ein Kooperationssystem um sich hätte wie Benni, würde manches mehr gelingen. Unter dem Strich sehe ich aber einen beeindruckenden Film, der ein sehr ernstes Thema unserer Kinder- und Jugendhilfe aufgegriffen und in seiner Komplexität in Szene gesetzt hat. Nach den Spielregeln der Filmwelt, aber auch unter Brechung ebendieser. Denn immer, wenn der Zuschauer glaubt, Hoffnung keimt auf, belehrt uns der Film eines Besseren. Und dieses Kerngefühl, das Helfer und Helferinnen in ihrer Arbeit immer wieder erleben, ist in dem Film eingefangen.
SYSTEMSPRENGER verlangt vom Publikum das, was Benni von jedem einzelnen mit ihr konfrontierten Erwachsenen verlangt: Auszuhalten, dass es auch diese Seite des Menschseins gibt!
Professor Dr. Menno Baumann, Professor für Intensivpädagogik, Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf, Leinerstift Kinder-, Jugend- und Familienhilfe e.V. Großefehn/Ostfriesland
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Leitfaden für die Arbeit mit dem Film SYSTEMSPRENGER.
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Material zur Ankündigung der DVD & Blu-ray Veröffentlichung
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©Artwork Pauline Branke, Foto Philip Leutert
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Material zur Ankündigung von Veranstaltungen & Filmstart
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Plakat
©Artwork Pauline Branke, Foto Philip Leutert
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Filmstills
©Yunus Roy Imer/Port au Prince Pictures
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Portraits Nora Fingscheidt
©Philip Leutert
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